SPD Schwäbisch Gmünd

„Was soll die Scheiße eigentlich?“

Veröffentlicht am 28.08.2013 in Jusos in Aktion

„Fokusgespräche“ heißt eine neue Reihe dieser Zeitung zur Bundestagswahl. Politisch Engagierte aus verschiedenen Altersgruppen kommen hier zu Wort. Die Jungen machten den Anfang. Mit Chefredakteur Rainer Wiese sprachen sie in lockerer Runde über Gerechtigkeit, Familie und Angela Merkel.

© Schwäbische Post 28.08.2013

Aalen. Chefredakteur Rainer Wiese beruhigte die jungen Leute zu Beginn: „Niemand muss Parteiprogramme referieren.“ Das hat auch keiner getan. Die jungen Leute hatten den Mut, ihre eigenen Meinung zu vertreten und drückten sich offener und direkter aus, als es ältere Parteipolitiker in der Regel machen.
Alexander Jäger, der die FDP in der Runde vertritt, sagt: „So viel Staat wie nötig, so wenig Staat wie möglich.“ Die FDP ist für ihn „die Partei der Freiheit“, die den Individualismus fördere und die Bürger nicht einschränke, ihnen zum Beispiel nicht das Rauchen verbieten wolle.
Nadja May ist gekommen, um die Positionen der Christdemokraten zu vertreten. „Die CDU steht für Konservatismus, aber auch für Zukunft“, sagt sie. Wer keine neue Schulden machen wolle, denke an die junge Generation. Auch von der Familienpolitik ihrer Partei ist Nadja May überzeugt. Immer wieder bringt sie die Diskussion auf das Betreuungsgeld, das sie befürwortet.
Die Linken haben Marcel Kallwass zum Fokusgespräch geschickt. Er hat Marx gelesen und spricht von „Ausbeutung“ der Arbeitnehmer. Er möchte sich für eine Partei engagieren, die deren Interessen vertreten. Die SPD geht ihm in vieler ihrer Ideen da nicht weit genug. Den Mindestlohn, den die Sozialdemokraten fordern, findet er zu niedrig. Marcel Kallwass interessiert sich auch für Themen wie weltweite soziale Ungerechtigkeit und Konflikte. „Die Kriege in Afghanistan und im Kosovo hat die SPD mitverantwortet.“
Lisa Grimmbacher, die für die SPD spricht, geht es um Flüchtlingspolitik, um den Mindestlohn, gleiches Geld für gleiche Arbeit und die Rente. „Es ist schwierig, mit 600 Euro im Monat zu überleben.“
Paul Jakob vertritt zwar die Grünen, traut sich aber auch zu sagen, dass er nicht in allen Bereichen mit den Positionen seiner Partei übereinstimmt. Was die Finanz- und Wirtschaftspolitik angeht, fährt er eher auf christdemokratischer Linie. Eine schwarz-grüne Koalition fände er deswegen eine „gute Kombination.“
Manchmal ließen sich die jungen Leute brav der Reihe nach von Moderator Rainer Wiese abfragen, manchmal entspannen sich auch Diskussionen. Alexander Jäger, Inhaber eines Juweliergeschäfts in Aalen, machte keinen Hehl daraus, dass die Liberalen vor allem seine Interessen vertreten, indem sie Steuererhöhungen ausschließen. „Eine Erhöhung der Gewerbesteuer kann einem Geschäftsmann das Genick brechen“, sagte Alexander Jäger.
„Sollte man die Gewerbesteuer ganz abschaffen?“, fragte ihn Rainer Wiese. „Nein, aber auf ein vernünftiges Maß zurechtstutzen“, antwortete Alexander Jäger. „Aber ist das gerecht?“, warf Lisa Grimmbacher ein. Alexander Jäger fände es gerecht, die Umsatzsteuer auf 25 Prozent zu erhöhen, weil sie am Konsum eines jeden Einzelnen festgemacht wird. „Wer wenig hat, kauft auch wenig.“
„Am Konsum hakt es“, sagte Paul Jakob. Bei einer so hohen Umsatzsteuer würde der Konsum zurückgehen, was wiederum schlecht für die Wirtschaft sei. Nadja May sprang Alexander Jäger bei. „Wenn die Unternehmen weniger Steuern bezahlen, können sie auch mehr Arbeitsplätze schaffen.“ Dabei gehe es doch gar nicht um die Kleinen und Mittleren, sagte Marcel Kallwass, sondern um die Großen. „Die, die mehr haben, sollen auch mehr beitragen“, sagte er. „Ich brauche keine Million, um über die Runden zu kommen.“
Neben einem gerechten Steuersystem war es den jungen Leuten wichtig, über Familienpolitik zu sprechen. Das Thema Betreuungsgeld diskutierten sie kontrovers. Für Nadja May ist es zwar wichtig, Betreuungsmöglichkeiten auszubauen, sie findet es aber gleichzeitig wichtig, das Betreuungsgeld zu zahlen. „Jeder soll die Wahlfreiheit haben“, sagt sie.
Aber das Betreuungsgeld fördere nur das traditionelle Familienbild und werde zudem auf Hartz IV angerechnet, warf Marcel Kallwass ein. „Sozial schwächer gestellte Familien sehen nichts davon.“ Marcel Kallwass hält deswegen ein Kindergrundeinkommen für besser, das nicht an Bedingungen geknüpft ist.
Rainer Wiese ließ den jungen Leuten die Möglichkeit, sich über die Spitzenkandidaten ihrer jeweiligen Parteien zu äußern. Aber nur um Angela Merkel entspann sich eine Diskussion. Die Bundeskanzlerin habe Persönlichkeit und Ausstrahlung. „Wegen ihr sind 7000 Leute auf den Gmünder Marktplatz gekommen.“ Kein anderer Politiker sei derzeit so beliebt.
„Manche mögen ihr vorwerfen, dass sie Dinge aufschiebt“, sagte Nadja May. „Aber sie überlegt, was sie entscheidet und geht einen Schritt nach dem anderen.“ „Sie zögert und wartet zu lang“, sagte Lisa Grimmbacher. „Sie sitzt viele Probleme aus und verschiebt alles auf die Zeit nach der Wahl“, pflichtete Marcel Kalwass bei.
Auch Paul Jakob sieht manche Aktionen von Angela Merkel eher kritisch und vertritt seine Meinung vehement. „Das Regime in Syrien setzt Giftgas ein, das UNO-Gebäude wird abgehört“, sagt er. „Da muss man doch Position beziehen, da muss man doch fragen: ‘He, was soll die Scheiße eigentlich?“

© Schwäbische Post 28.08.2013

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